Von „alten“ Männern und jungen Hüpfern

Als ein gewisser Axel Teichmann im Jahr 2003 das erste Langlaufgold für Deutschlands Männer bei Welttitelkämpfen nach 29 Jahren Abstinenz einfuhr, da durfte der siebenjährige Andreas Wellinger daheim vor dem Fernseher zuschauen, weil Schulferien waren. Inzwischen wohnen Teichmann und Wellinger unter einem Dach – zumindest während der Nordischen Ski-WM im italienischen Flaimstal. Für Wellinger Neuland, für Teichmann die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte – schon bei seinem ersten WM-Auftritt hatte der Thüringer in der Herberge auf dem Weg zum Lavaze-Pass in der Skiregion genächtigt.

Axel Teichmann in Davos
Axel Teichmann in Davos (Foto: Viessmann)

Val di Fiemme war für die Deutschen immer ein gutes Pflaster. 1991, als die Titelkämpfe zum ersten Mal auf der Alpensüdseite stattfanden, gab es zwei Medaillen – Jens Weißflog holte Bronze von der Großschanze und mit Dieter Thoma, Andre Kiesewetter und Heiko Hunger noch einen dritten Platz im Mannschaftsspringen. Wichtiger aber war, dass Deutschland nach Jahren der Trennung wieder mit einer Mannschaft antrat und diese Einheit nicht nur beim Skisprung-Quartett auch dokumentierte.

Zwölf Jahre später war die Einheit normal, dafür sammelten die DSV-Stars gleich dreimal Gold, neben Teichmann siegte die 4×5-Kilometer-Staffel der Frauen mit Manuela Henkel, Viola Bauer, Claudia Künzel und Evi Sachenbacher und in der Nordischen Kombination hatte Ronny Ackermann die Nase vorn. Ackermann kehrt zehn Jahre später als Trainer ins Flaimstal zurück. Sein Teamkollege von 2003, Björn Kircheisen, der eine seiner insgesamt zehn Silbermedaillen, die er bei Olympischen Spielen und Welttitelkämpfen einheimsen konnte, in Val di Fiemme gewann, ist nach wie vor eine feste Größe in der Mannschaft der Kombinierer.
Das gilt auch für die Langläufer Jens Filbrich und Tobias Angerer. Wobei gerade Angerer mit der WM von 2003 noch eine Rechnung offen hat. Platz vier im Sprint, ein Sturz in einem Distanzrennen, deshalb kein Platz in der Silberstaffel – der Traunsteiner fuhr gefrustet nach Hause. Um vier Jahre später an nahezu gleicher Stelle einen historischen Triumph zu feiern – den Sieg bei der Premiere der Viessmann Tour de Ski.

Während das Quartett der „alten Männer“ mit seinem großen Erfahrungsschatz wuchern kann, betreten andere Sportler Neuland. Nur Ulrike Gräßler war bei Weltmeisterschaften schon als Skispringerin dabei – bei ihrer Premiere holte die Klingenthalerin Silber, vor zwei Jahren stoppte sie der Nebel von Oslo. In dieser Saison lief es für die routinierteste deutsche Skispringerin überhaupt nicht – im Training auf der WM-Schanze kam Gräßler aber gut zurecht. Carina Vogt bleibt dennoch Deutschlands Medaillenhoffnung Nummer eins, wenngleich den Skispringerinnen nur Außenseiterchancen eingeräumt werden. Bei den Herren der Zunft sieht die Sache anders aus: Richard Freitag und Severin Freund waren 2011 in Oslo schon dabei, Freund holte Bronze mit dem Team. Auch Michael Neumayer kann schon auf Edelmetall verweisen, in Oberstdorf 2005 und Oslo stand der Bayer auf dem Treppchen. Dort will das Team auch in diesem Jahr wieder hin.

Nur aufs Treppchen – das ist nicht der Anspruch der Nordischen Kombinierer. Der Silberfluch, der auf dem DSV-Quartett lastet, nahm bei Weltmeisterschaften seinen Anfang ausgerechnet in Val di Fiemme. Nach Silber im Flaimstal folgte Silber in Oberstdorf, Sapporo, Liberec und gleich zweimal in Oslo. Kurz und gut: Die Kombinierer wollen Gold, sonst nichts. Die Langläuferinnen dagegen träumen von einem Schneestern – den man bei Veranstaltungen der FIS für einen der ersten drei Plätze bei Welttitelkämpfen um den Hals gehängt bekommt. Die Farbe des guten Stücks ist Fessel, Zeller, Herrmann und Co egal. Und damit es etwas wird mit dem Podestplatz, haben sich die Langläuferinnen prominente Verstärkung aus dem Biathlon-Lager geangelt. Miriam Gössner weiß, wie sich WM-Medaillen anfühlen. 2009 holte sie in Liberec als Küken Silber in der Staffel.

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