Team Tour 2013 oder: Die Mannschaftseinzelweltmeisterschaftsgeneralprobe

Angeblich war es Walter Hofer höchstpersönlich, der die Idee gebar, das deutsche Problem mittels einer „Team-Tour“ zu beheben. Das Problem war, dass man hierzulande mehr weltcuptaugliche Schanzen als Weltcuptermine sein Eigen nennt.

Die Lösung bestand in einer eigenen Wettkampfserie, die Planungssicherheit bietet, aber keine Konkurrenz zur Vierschanzentournee darstellt. Und so entwickelte der FIS-Skisprung-Renndirektor die Team-Tour – bis 2014 weiß man nun in Willingen, Klingenthal und Oberstdorf, dass die Serie bei ihnen Station macht. Dabei geht es nicht um einen Tournee-Sieger, sondern um einen Nationen-Pokal, die Punkte aus Einzel- und Mannschaftswettbewerben werden addiert und am Ende siegt Österreich. Zumindest seit 2010. Vorher waren die rot-weiß-roten Adler Zweiter – Norwegen hatte bei der Premiere die Nase vorn.

Die Skisprung-Schanze in Klingenthal
Die Schanze in Klingenthal (Foto: VIESSMANN/Rolf Kosecki)

In diesem Winter bietet die Team-Tour neben dem ohnehin attraktiven Programm noch ein besonderes Extra. Denn die Dreier-Runde wird der letzte Test vor den Welttitelkämpfen in Val di Fiemme sein. Wenngleich weder Willingen, noch Klingenthal und schon gar nicht Oberstdorf die Bedingungen des WM-Ortes Predazzo auch nur annähernd simulieren können. Rückenwind ist nämlich auf allen drei Schanzen eher die Ausnahme, im Flaimstal dagegen eigentlich die Regel.

Aber für die Weltelite wird es trotzdem ein echtes Abklopfen, ein Form-Check, möglicherweise auch ein Pokerspiel. So wie 2010, als ein gewisser Simon Ammann aus der Schweiz ein modifiziertes Bindungssystem vorstellte, dass die bis dahin dominierenden Österreicher verunsicherte. In der Folge holte Ammann in Vancouver zweimal Gold – die hochfavorisierten Adler aus der Alpenrepublik flatterten wild mit den Flügeln und ansonsten hinter dem Schweizer hinterher.

Anno 2013 dürften derartig revolutionäre Neuerungen nicht auf der Tagesordnung stehen. Die heben sich die Tüftler in den Teams meist für die Olympischen Spiele auf. Und so wird der Blick wohl auf die Form der Einzelnen gerichtet sein. In Willingen feiert man bekanntlich in Ermangelung eines Lokalhelden alle DSV-Adler, in Klingenthal freuen sich die Fans besonders auf Richard Freitag, in Oberstdorf auf die Bayern im Team von Werner Schuster. Aber auch alle anderen Springer werden wohl kräftig unterstützt werden, denn die Stimmung und die überbordende Zahl der Zuschauer war neben zahlungskräftigen deutschen Sponsoren einst eines der schlagenden Argumente, mit denen Walter Hofer die Existenzberechtigung der Team-Tour begründete. Den Jubel der Fans sollten die Athleten in Willingen, Klingenthal und Oberstdorf genießen – denn neben der Rückenwind-Anfälligkeit hat die WM-Anlage in Predazzo einen weiteren Nachteil: Es kommen selten Zuschauer vorbei.

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